Das Ilio-Sakralgelenk und der Rotwein....

Bericht über einen Wochenendausflug vier nicht mehr so ganz junger Jünglinge...


Die Strecke:

1. Tag:
Bad Tölz - Jachenau - Mittenwald - Scharnitz - Zirler Berg - Axam -Steinach - Brennerpaß - Sterzing - Mareit

2. Tag:
Mareit - Penser Joch - Bozen - Mendelpaß - Lago di Giustina - Fondo - Gampenpaß - Lana - Meran - Schlanders - Sponding - Schlanders - Meran - Dorf Tirol - Riffian

3. Tag:
Riffian - St. Leonhardt - Timmelsjoch - Sulden - Oetz - Imst - Hahntennjoch - Reute - Plansee - Oberammergau - Murnau - Seeshaupt - Achmühle.

Die Motorräder:

BMW 650 GS Paris-Dakar,
650 ccm, 50 PS,
(Karl)
BWM 650 F,
650 ccm, 34 PS,
(Lenz)
BMW 850 GS,
850 ccm, 70 PS
(Helmut)
HONDA
Dominator
650 ccm, 44 PS
(Koni)

Die Tour:

Unser Freund Karl hatte den 40. Geburtstag (ich weiß man siehts ihm ned an, er sieht aus wie 41 aber was solls...). Was schenken wir ihm, war die große Frage. Seine Frau Barbara meinte dann mal:"Er würde gerne mal wieder Motorrad fahren". Gesagt getan - es wurde ein Wochend-Gutschein für eine Leihmaschine besorgt und Helmut hat eine Tour geplant. Vorneweg muß man sagen, dass Karl seinen Jubeltag im März hatte aber da es um diese Zeit doch noch etwas arg kalt zum Fahren ist, haben wir die Tour in den August gelegt.
Ursprünglich wollten wir eigentlich Richtung Bodensee, sind aber dann doch zur Erkenntniss gekommen, daß aufgrund der Wetttervorhersage (und auch des Fahrspaß wegen) es in Südtirol schöner ist.
Am Freitag dem 03.August 2001 war es dann soweit: Treffpunkt war um 15:00 Uhr beim Motorradhaus Niederberger in Bad Tölz und dort wurden Maschinen übernommen.vor der Abfahrt in Bad Tölz> Die "Seit-20-Jahren-nicht-mehr-gefahren-Fahrer" wurden in die Maschinen eingewiesen und es wurden Packtaschen, Seitenkoffer, Beauty-Case und ähnliche Dinge aufgepackelt. Ich für meinen Teil konnte der Prozedur gelassen zusehen, da ich ja mit meinem eigenem Gerät fuhr und das war natürlich schon fertig beladen.
Mit einem sorgenvollen Blick in den grauen-regenverheissenden Nachmittagshimmel starteten wir dann nach einem Tankstop Richtung Jachenau. Über die Mautstrasse am Walchensee entlang, ging es Richtung österreichische Grenze. Nach passieren derselbigen war es dann soweit: Es begann zu Regnen. Na ja was solls. Damit muß man als Motoradfahrer fertig werden. An der Kurve am Zirler Berg bin ich dann in meinem Regenkombi geschlüpft und habe dabei festgestellt, daß dieser seit der letzten Benutzung (so in etwa 1993) gewaltig eingelaufen ist.. Komischerweise wurde er aber nie heiß gewaschen.....
Über Axam wollten wir dann Innsbruck umfahren und haben dann an einem Kreisverkehr erstmal über der Karte gebrütet. Überhaupt: Die Probleme mit der Navigation sollte uns noch das ganze Wochenende begleiten.Beim Kartestudium Währenddessen wurden wir von Motorrad-Kollegen überholt welche hinten ein Bierfassl auf der Maschine festgezurrt hatten. Vielleicht sollten wir denen folgen... Aber wir freuten uns ja auf Südtiroler Rotwein und nicht auf bayrisches Bier...
Ah ja, vorher hat Karl sich gewaltig ver- und dann eine rote Ampel überfahren... Trotzdem haben wir ihm vorauslassen, denn er kannte sich noch am Besten aus.
Schließlich erreichten wir die alte Brennerstraße. Über Matrei, Steinach, Gries am Brenner erreichten wir die italienische Grenze. Bei Regen ging es Richtung Sterzing wo uns an der Roßkopfbahn ein heißer Cappuccino erwartet.
Der Wetterbericht im Internet unter www.donnerwetter.de versprach eigentlich nix Gutes, der Chef der Roßkopfbahn aber meinte:"Das Wetter wird besser". Unser Karl sagte drauf: "Ich vertraue einen alten Südtiroler mehr als dem modernen Zeugl...". Er sollte Recht behalten...
Anschliessend hatte er dann die hervorragende Idee nach Ratschings zu fahren, um bei seinem alten Freund Reinhold im Haus Sonnseit zu versuchen ein Quartier für 2 Tage zu bekommen. Von da aus könnten wir dann am Samstag eine Rundreise fahren und am Sonntag über das Ötztal zurück. Das ließ sich gut an.
Dort angekommen, gab es jedoch nur für eine Nacht Unterkunft. Macht nix, dann suchen uns wir morgen was anderes. Wir bekamen wunderschöne Zimmer wobei Helmut & Karl sowie Lenz und ich uns jeweils die Doppelbetten teilten.
Mit einem Blick auf einem vor dem Fenster fließenden, rauschenden Bach -welcher für blasenschwache Menschen und deren Mitschläfer eine unruhige Nacht bedeuten könnte- gings zum Abendessen.
Reinhold kochte deftige Südtiroler Hausmannskost mit einer fulminanten und hervorragenden Nachspeise. Schließlich erlebten wir im Laufe das Abends noch wie man ein entzündetes Ilio-Sakralgelenk mit Südtiroler Rotwein betäuben kann. Mit dieser Erkenntnis plumpsten wir müde in die Betten.Vor der Abfahrt an der Pension Sonnseit
Am nächsten Morgen erwartete uns ein wunderschönes Wetter und ein noch schöneres Frühstück. Bestens gelaunt und die Motorräder frisch aufgetankt ging es Richtung Penserjoch.Passfoto am Penserjoch Auf einer Seehöhe von 2211 konnten wir das erste "Passfoto" machen. Wir stellten fest, daß es auch um diese Jahreszeit merklich frisch da oben ist. Weiter ging es in Richtung der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen. Hier gibt's ned viel zu erzählen, außer daß wir uns wieder mal verfahren haben und bei Helmut's Motorradl der Spiegel locker war. Letzteres war aber aufgrund des reichhaltigen Bordwerkzeuges der japanischen Motorräder überhaupt kein Problem.(Für interessierte: Der Rückspiegel der BMW 850 GS wird mit einem Imbußschlüssel SW 6 festgeschraubt....)
Unser nächstes Ziel war der bereits in der Provinz Trient liegende Mendelpass. Man kann es daran erkennen, daß die in Südtirol überall gegenwärtige 2-sprachige Beschilderung (Deutsch-Italienisch) hier nicht mehr vorhanden ist. Auf 1363 m Seehöhe gab es das nächste Passfoto.
Auf den nächsten 80 km war am bemerkenswertesten, daß wir an jeder Abzweigung stehen geblieben sind um in die Straßenkarte zu guggen. (Auf die nächste Tour muß unbedingt ein Tankrucksack mit Kartenfach mit...) Schließlich fuhren wir über Cavareno, Dermulo (der südlichste Punkt der Reise) am Lago di S. Giustina, -einem wunderschön gelegenem Stausee- entlang. Weiter über Clees, Revo nach Fondo, wo es ein Cappuccino und etwas Süsses gab. Und für die Domi auch was in den Bauch (aufgrund des kleinen Tankes und des großen Durstes mußt sie öfters an die Tränke).
Und dann haben wir etwas gelernt: Nämlich, daß der von uns anvisierte "Gampenpass" auf italienisch "Passo delle Palade" heißt. Unter diesem Namen war er schon seit etlichen Kilometeren ausgeschildert, aber wer der Landessprache halt gar ned mächtig ist, der soll sich ned wundern.. Aber wir erreichten ihn dann doch auf einer Seehöhe von 1518 m. Über Tisens, Lana, kamen wir nach Meran. Unnötig zu erwähnen daß wir uns dort verfahren haben. Wir wollten durchs Vinschgau Richtung Westen nach Sponding um dort eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen und dann am Sonntag via Stilfser Joch-Umbrail-Paß nach Österrreich zurückzukommen.Tankstop Beim Tankstopp in Schlanders diskutierten wir darüber die beiden anspruchsvollen Pässe (2757m & 2503m) heute noch zu fahren, da es am Sonntagmorgen doch etwas frisch da oben sein würde. Mit dieser Gedanken im Kopf kamen wir nach Sponding und machten erst mal Brotzeit. Karl hatte dann eine saublöde Idee, welche aber saublöd war: Er sagte: "Wir fahren zurück nach Meran und suchen uns im Dorf Tirol nach einem Quartier und fahren dann am Sonntag über das Timmelsjoch zurück". Und: "In der Nähe von Meran finden wir garantiert problemlos ein Quartier Das Dorf Tirol ist so ein kleines Bauerndorf, da gibt es bestimmt nette Gasthäuser mit Übernachtung" Nachdem die Idee wirklich saublöd war, haben wir sie sofort in die Tat umgesetzt. Das aller-saublödeste allerdings war dann die Quartiersuche im Dorf Tirol. Von wegen "kleines Bauerndorf" das ist ein totales Tourismuszentrum mit Hinweistafeln in 3 Sprachen.... Jedenfalls haben wir es zuerst an ein paar knapp unter der Schneegrenze gelegenen Gastäuser probiert, anschließend an einem Vermittlungscomputer im Ort selbst. Aber es gab scheinbar nix. Helmut sagte schließlich: "Dann nehmen wir halt ein etwas nobleres Hotel". In Riffian wurden wir dann im Hotel Kreuz fündig.Abfahrt am Hotel Kreuz Wunderschöne Doppelzimmer, Hallenbad und sogar Einstellmöglichkeit für die Motorräder. Abends gabs dann um die Ecke eine hervorragende Pizza und der Ilio-Dingsbums wurde wieder mit Rotwein ruhiggestellt.Über die anderen Südtiroler Schönheiten welche wir dort sahen schweigt das Autors Höflichkeit....... Am nächsten Morgen gings hervorragegend ausgeschlafen und gut gefrühstückt auf die letzte Etappe. Durch das schöne Passeiertal über St. Leonhardt auf das berühmt-berüchtigte Timmelsjoch. Eine herrliche Bergstrecke mit tollen Serpentinen die das Herz jedes Motorradlers höher schlagen läßt. An der Passhöhe auf 2509 m gabs (wieder auf österreichischer Seite) dann einen Cappuccino und das obligatorische Passfoto. Eigentlich sollte auch Ötzi mit aufs Bild (der wurde da ganz in der Nähe am Similaun-Gletscher gefunden), aber der Kerl war wohl wieder auf irgendeiner PR-Veranstaltung... Passfoto am Timmelsjoch
Von dort gings dann nach einer saftigen Mautgebühr von 13 DM in das Oetztal herunter. Durch die Promi-Ski-Ort Sulden & Oetz fuhren wir dann nach Imst ins Inntal. Dort gab es dann die mittäglich Füllung für die Mägen und die Benzintanks. Helmut hatte die Idee nicht direkt über den vielbefahrenen Fernpaß, sondern über das Hahntennjoch und dann via Elmen /Reute zurückzufahren. Eine sehr gute Entscheidung: Wir lernten dadurch eine wunderschöne auf 1805 m liegende Hochstrasse kennen, wo die Zweiräder praktisch unter sich sind. Eine echter Tip für alle Fans. Von Reute ging es dann an dem wunderschönen (aber vermutlich saukalten) Plansee entlang. Nach einer Pinkelpause -verursacht durch einen der älteren Herren (wohl die Prostata...) fuhren wir dann via Oberammergau, Murnau, Seeshaupt nach Achmühle wo es im langschen Garten zum Ausklang dieser total schönen und unvergesslichen Wochenendtour noch eine Tasse Kaffee gab.
Konrad Huber